In meinem 15m2 grossen Atelier an der Nussbaumstrasse fühle ich mich wie im Schlaraffenland. Selbst bedrucktes Papier, Pinsel, Farben, Tusch, alte Zeitungen und Bücher, Garn und Gold warten darauf, in etwas Neues verwandelt zu werden, neue Geschichten zu erzählen.

Meine künstlerische Arbeit ist ernsthaftes und absichtsloses Tun zugleich. Mein Material stammt aus gelesenen Zeitungen, alten Büchern und Kalendern, gebrauchten Verpackungskartons und anderen Papierabfällen. Es wird begleitet von der Neugierde darauf, was entstehen mag.

Ich richte meinen Blick auf die Schönheit und das Verspielte, suche in der Zeitung nach Bildern und Texten, welche in einem anderen Zusammenhang eine neue Bedeutung ausstrahlen. Inspiration sind mir Tango, Künstlerfreund:innen, Roman Signer und Theo Jansen, Bücher, Gespräche, das Wetter, das Visuelle von Gedrucktem, Gesichter von Wartenden, der Ausblick aus meinem Dachfenster, Pinselstriche und Schriftzeichen.

Meine Bilder sind mir nah, gleichzeitig wollen sie raus in die Welt. Vielleicht zu dir?

Im Sommer 2012 habe ich mich in der Freien Schule für künstlerisches Gestalten erstmals mit dem Widerstand am Stein befasst. Ich bin mit Hammer und Meissel eingetaucht in diese Kunst des Entstehens, die das bereits Vorhandene befreit und sichtbar werden lässt. Auf meine Frage: «Wie weiter», gab mir der Seminarleiter Gerhard Helmers zur Antwort: «Schau wohin der Stein wachsen will.»

Das Wachsen, das Wohin, den Blick ausgerichtet nach dem sich formend Schönen und Leichten, prägt seither mein Schaffen. Diese Art des Betrachtens und Fühlens schenkt mir die Offenheit zu erahnen, was werden will.

Bei Regula Stucki durfte ich weiter forschen im ernsthaften, absichtslosen Tun. Diesmal mit Schere, Farb, Papier.

Ich entdeckte den Zauber der Cyanotypie, einem alten fotografischen Edeldruckverfahren mit blauen Farbtönen. Dieser Eisenblaudruck ist in unseren Breitengraden nur bei wolkenlosem Himmel im Mai, Juni und Juli möglich und wurde zu einer weiteren, kostbaren Spielmöglichkeit in meinen Arbeiten.

Im Winter 2020 trat ich mit meinen Arbeiten im Rahmen einer Ausstellung in der kleinen feinen Galerie Neumann nach aussen und kam so in Gespräche mit anderen Kunstschaffenden. Ich weiss: in jedem von uns schlummert eine Künstlerin, ein Künstler, sehnlich darauf wartend, von der Muse wachgeküsst zu werden. Ihr Geschenk ist die Inspiration, die wir auf unsere Art sichtbar machen. Und damit wird die Welt ein bisschen besser, ein bisschen schöner.